Frecher Wirbelwind mit langen Ohren und ein paar Zebrastreifen

Nachwuchs bei extrem seltenen Somali-Wildeseln

Ausgelassen galoppiert das jüngste Herdenmitglied bei den Somali-Wildeseln über die Steppenlandschaft der Wilhelma in Stuttgart. Mit neugierig gespitzten Langohren erobert der kleine Eselhengst, der am Montag, 5. August, zur Welt kam, seit kurzem die Außenanlage. Die charakteristische Färbung dieser afrikanischen Huftiere trägt das Fohlen schon seit seiner Geburt: Das hellbraune Fell, das wie in Mehl getauchte weiße Maul, die zweifarbige Mähne und die schwarzen Streifen an den Beinen, die an ein Zebra erinnern.

Das Aussehen ist aber nicht das einzige, was den kleinen Hengst zu etwas Besonderem macht: Der Somali-Wildesel steht unmittelbar an der Schwelle zum Aussterben und gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetieren der Welt. Er ist zudem die letzte überlebende Unterart des Afrikanischen Wildesels, der ursprünglich in weiten Teilen Ostafrikas verbreitet war. Heute leben nur noch maximal 600 Somali-Wildesel in den trockenen Savannen und Halbwüsten Somalias, Eritreas und Äthiopiens. Wilderei und die Konkurrenz mit den Nutztieren der Bevölkerung um Wasser und Weideland haben den Bestand stark dezimiert. Zudem vermischen sich die Somali-Wildesel mit den dort lebenden oder verwilderten Hauseseln. Die Nachzucht in den Zoos spielt für den Erhalt dieser Art somit eine wichtige Rolle. Die Wilhelma hält die seltenen Huftiere seit 1980 und beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. Der noch namenlose Nachwuchshengst ist das 13. Jungtier der Somali-Wildesel im Zoologisch-Botanischen Garten.

Er wächst nun im Kreise seiner Großfamilie auf. Denn die frischgebackene Mutter Sarina ist die Tochter von Shebili, die 1996 in Stuttgart zur Welt kam und bis heute Teil der Wilhelma-Herde ist. Auch Henrike, die Halbschwester des kleinen Hengstes, und Tante Sina begrüßten den Neuankömmling mit großem Interesse. Das wurde allerdings nicht uneingeschränkt geduldet. „Die Mutter schirmt ihren Sohn gerade in den ersten Tagen stark ab“, erklärt Tierpfleger Jürgen Spetzler. „Unsere Stuten sind im Allgemeinen sehr umgänglich, aber ihre Fohlen würden sie natürlich verteidigen. Das ist auch richtig so und zeigt, dass Sarina eine gute Mutter ist.“ Deren Aufmerksamkeit hat der freche Wirbelwind schon an seinem ersten Morgen auf der Außenanlage auf die Probe gestellt. „Der Kleine ist gleich erstmal ins Wasserbecken gefallen“, berichtet Spetzler. „Weil die Stuten dort ebenfalls gerne reingehen, waren wir vorbereitet und hatten das Wasser zum großen Teil abgelassen. So konnte der Kleine schnell wieder aufstehen.“ Der Schreck danach war anscheinend nur von kurzer Dauer: Schon nach wenigen Minuten versuchte der Junghengst wieder, seine Mutter hakenschlagend zum Spielen zu bewegen. Etwa ein Jahr lang wird sie ihrem Fohlen nun Manieren beibringen, bevor es seine eigenen Wege geht. Denn während die Stuten in kleinen Herdenverbänden umherziehen, leben die Wildeselhengste als Einzelgänger. Daher ist auch Vater Gigolo von seinen erzieherischen Pflichten befreit und residiert außerhalb der Paarungszeit im Frühjahr und Sommer auf dem Tennhof, der nicht-öffentlichen Außenstelle der Wilhelma.

Bilder 1-2: Seit kurzem ist Stute Sarina mit dem Fohlen im Außengehege zu sehen. Fotos: Wilhelma Stuttgart

Bilder 3-4: Putzen und Spielen vereint Stute Sarina mit ihrem Fohlen. Fotos: Jana Müller

Bild 5: Das junge Fohlen erweist sich als ein echter Springinsfeld. Foto: Wilhelma Stuttgart

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